SV MERKUR 06

Aus der Historie Teil drei: André Köhler – der erste Merkur Coach mit Bierdusche

1999 übernahm André Köhler das Traineramt und setzte neue Maßstäbe beim SV Merkur. Der Ex-Profi in Aue, Frankfurt und bei Fortuna Köln hatte die große Fußballwelt gesehen und blieb sieben Jahre Trainer der Bezirksklasse-Mannschaft, so lange wie davor und danach keiner mehr. Köhler setzte auf Disziplin, war aber ein Kumpel-Typ mit dem jeder Spieler ohne weiteres ein Bier trinken konnte.  Auch wenn die Belastung mancher Einheiten im Training mitunter hoch war, der Arnoldsgrüner genoss aufgrund seiner Erfolge als Spieler eine große Autorität. Sein größter Erfolg  war der Bezirkspokalsieg am 19. 6. 2004. Hier der Spielbericht aus dem Vogtland-Anzeiger:  Der Fußball-Bezirkspokalsieger 2004 heißt Merkur Oelsnitz! Der Bezirksklasse-Vertreter schlug am Samstag im Finale mit einer begeisternden Vorstellung den eine Klasse höher spielenden Zschopauer FC verdient mit 2:0. Von einem Klassenunterschied war nie etwas zu spüren. Oelsnitz bot im eigenen Stadion 75 Minuten lang Tempo-Fußball der feinsten Art. Was die Köhler-Truppe da auf den Rasen zauberte, war super anzuschauen. Die Mannschaft setzte die taktische Marschroute von André Köhler perfekt um, stand hinten bis auf die Anfangsviertelstunde sicher und begeisterte mit schnellen Tempogegenstößen. Daraus fielen auch beide Treffer durch Matthias Völz und André David. Bester Oelsnitzer war Innenverteidiger Pierre Lang, der keinen Zweikampf verlor und sich immer wieder ins Angriffsspiel einschaltete. Das genügte höheren Ansprüchen. Für die erste Runde im Sachsenpokal, die am 29. August ausgetragen wird, wünscht sich Köhler einen Kracher: „Lieb wäre mir einer der hiesigen Oberligisten. Plauen, Auerbach oder Zwickau, das wär‘s.“ Die Partie begann der Bezirksligist aus Zschopau überlegen. Der ZFC war tonangebend und drückte Oelsnitz in die eigene Hälfte. Doch so nach 15 Minuten legte Oelsnitz den Respekt ab. Zum Dreh- und Angelpunkt wurde im Mittelfeld Denny Buschner. Er verteilte die Bälle klug und war nur selten fair vom Leder zu trennen. Buschner junior vertrat seinen verletzt zuschauenden Vater Frank würdig. Er hatte auch die erste Merkur-Möglichkeit. Nach einem Doppelpass mit André David zwang er Dino Puff im ZFC-Tor zu einer Glanzparade. Nur 60 Sekunden darauf köpfte David eine Freistoßflanke von Lang knapp drüber. 
Oelsnitz gab immer mehr das Tempo vor. Logische Folge war die Führung. Die fiel aber unter gütiger Mithilfe von Marcel Walczak. Völlig unmotiviert wollte er eine weite Flanke zu seinem Keeper zurück köpfen. Matthias Völz roch den Braten, schnappte sich das Leder und vollendete aus elf Metern eiskalt. Zschopau antworte mit wütenden Angriffen, doch nun stand die Abwehr der Vogtländer absolut sicher. Beide lieferten sich bis zur Pause einen offenen, temporeichen Schlagabtausch, ohne sich noch Chancen herauszuspielen. Die zweite Hälfte begann im strömenden Regen mit einem Paukenschlag. Völz erkämpfte sich im Mittelfeld den Ball, leitete schnell weiter zu Lang. Der machte sich auf der linken Seite auf und davon, spielte einen klugen Rückpass zu David, der nur noch einschieben musste. Ein Konter aus dem Lehrbuch. Nun gab Zschopau Gas und hatte zwei Mal Pech. Einen Freistoß von Klöpping köpfte Steven Bergt aus Nahdistanz drüber, und nach einer Stunde hätte die Partie für Buschner eigentlich zu Ende sein müssen. Nach einer Notbremse an Bergt an der Strafraumgrenze gab es zum einen nur Freistoß statt Elfmeter, und Buschner sah zum anderen nicht mal Gelb. Da hatte Oelsnitz Dusel. Das war es dann aber schon wieder mit dem Offensivdrang der Gäste. Optisch blieb Zschopau überlegen, doch die Merkur-Konter waren brandgefährlich. Nach einer Lang-Flanke nagelte Völz die Kugel volley an den Querbalken. Sekunden später nahm David einen Abschlag von Marco Bernhardt mit, drehte sich und zog ab. Doch Puff hielt klasse. In den letzten Minuten versuchte Zschopau nochmal alles, doch am souveränen Bernhardt kamen die Gäste nicht vorbei. Zwei Mal parierte der Keeper in großer Manier. Zudem pflückte er jede Flanke sicher runter. Bernhardt war der Rückhalt in der Abwehr. Nach dem Abpfiff von Schiri Kreßner brachen im Oelsnitzer Lager alle Dämme, und die Korken knallten. Überschwänglich feierten die Vogtländer ihren Erfolg, mit dem sie wohl insgeheim gerechnet hatten, denn schnell wurden die roten Pokalsieger-Shirts ausgeteilt. Lutz Hauser, Geschäftsführer des Bezirksfachverbandes Chemnitz, überreichte an Frank Buschner den Pokal. „So sehen Sieger aus“, sangen die Oelsnitzer bei der Übergabe. „Das war eine perfekte Leistung meiner Mannschaft. Sie hat genau das beherzigt, was ich ihr gesagt habe. Besser habe ich sie noch nicht spielen sehen. Wir haben völlig verdient gewonnen. Ich bin stolz auf die Jungs“, sagte Köhler nach dem Spiel und wurde prompt mit Bier geduscht. Später bekam der Merkur-Trainer sicher auch eins zu trinken.  

SV Merkur: M. Bernhardt; Sommerfeld, Lang, Stumpe, Heischkel (89. Egerland), Körner, Lipmann, Hofmann, D. Buschner (84. Wunderlich), Völz (79. Puchta), David.

Tore: 1:0 Völz (31.), 2:0 David (50.).  Zuschauer bei strömenden Regen: 220.

2006 endete die erste Amtszeit von Köhler. Auf seine zweite, wesentlich kürzere, aber nicht weniger beeindruckende, kommen wir im nächsten Bericht. Es kehrte etwas Ruhe ein im Oelsnitzer Fußball, aber nicht allzu lange, denn dann überschlugen sich die Ereignisse. Bild: André Köhler, allerdings hier schon 2012 in seiner zweiten Amtszeit. Links ist Michael Korb.

 

 

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