Steffen Stumpe wurde gerade 22 Jahre, als er im Sommer 2003 von Fortuna Plauen nach Oelsnitz wechselte. Damals ahnte wohl noch niemand, was für ein besonderer Spieler und Mensch sich Merkur an Land gezogen hat. Der Mittelfeldakteur feierte nach seiner ersten Saison den Bezirkspokalsieg und erlebte danach als Kapitän alle Höhen (zwei Aufstiege bis in die Landesliga) und Tiefen (zwei Abstiege) mit. Der Jößnitzer war ein Antreiber, einer der im Training und im Spiel immer vornweg marschierte, einer der motivieren konnte und immer ans Limit ging. Er war ein Geschenk für jeden Trainer und dabei hatte er mit André Köhler (zweimal), zwischendurch Michael Hiemisch und in seiner letzten Spielzeit Frank Buschner nur deren drei. Neben der sportlichen Komponente kam noch seine freundliche und sympathische Art. Der dadurch allseits anerkannte und beliebte „Stumpi“ ließ sich mit zwei Mitspielern in seiner letzten Saison 2014 mitten im Abstiegskampf einen Bart wachsen, der erst bei Klassenerhalt abrasiert werden sollte. Der Bart wuchs, die Abstiegssorgen aber auch. Merkur stieg ab und der Bart ebenfalls. Vor dem letzten Heimspiel wurde der langjährige Spielführer und sein Kumpel Sören Winkler feierlich verabschiedet. Beide wechselten zur SG Jößnitz. Stumpe bekam aber noch eine Ehre, die bis dahin keiner bekam – ein von ehemaligen Weggefährten organisiertes Abschiedsspiel. Die Ehrenrunde mit einer Stretchlimousine war dem bescheidenen Spieler fast peinlich. Als dann Stadionsprecher Thorsten (Pulli) Müller die Namen der Spieler vorlas, die einzeln nach und nach aus dem Versteck hinter dem Sprecherhaus hervorkamen, standen ihm die Tränen in den Augen. Einige hatten extra eine weite Anreise in Kauf genommen und der Geehrte wusste von nichts. Der kleine „Stumpi“ hat sich nach elf Jahren als ganz Großer in Oelsnitz verabschiedet und spielt sechs Jahre später immer noch in Jößnitz in der Vogtlandliga – eben was Besonderes. Im Bild sehen wir den verblüfften Steffen Stumpe vor dem Spiel in der Limousine, als wolle er den Besuchern sagen, „ihr seid doch nicht normal“.
Nächste Woche endet unsere kleine Serie 30 Jahre Fußball nach der Wende in Oelsnitz mit einem Spieler der noch aktiv ist und alles sportlich in den Schatten stellt.
