Im Rahmen der RB Leipzig Fußballschule weilte am Dienstag der ehemalige DDR-Auswahltorhüter Perry Bräutigam (3 Länderspiele) zu einer lockeren Gesprächsrunde im Vereinsheim des SV Merkur Oelsnitz. Der 58-jährige Repräsentant vom Leipziger Bundesligaverein hatte in 20 Profijahren um die 500-mal das Tor gehütet und eine Menge zu erzählen. Unter den 16 Gästen waren mit Stefan Persigehl und André Köhler auch zwei ehemalige Spieler, die ebenfalls Oberliga, Bundesliga und Europapokal gespielt haben. Der in Altenburg aufgewachsene Bräutigam berichtete über seinen nicht ganz geräuschlosen weil erzwungenen Wechsel von der Skatstadt nach Jena. Trainer Hans Meyer wollte den 18-Jährigen 1982 unbedingt als Nachfolger für die Jenaer Torhüterlegende Grapenthin, der kurz vor seinem 40. Lebensjahr stand. Die DDR-Sportführung wollte ihn aber bei Lok Leipzig im Tor sehen. Auch ein Brief an die Regierung in Berlin brachte nichts, es folgte eine einjährige Sperre, die später verkürzt wurde. Die 12 Jahre in Jena, verbunden mit den zahlreichen Auslandsreisen, der Berufung in die Nationalmannschaft und der politischen Wende, waren seine längste Zeit bei einem Verein. Trotz zahlreicher Angebote aus der Bundesliga wechselte er zunächst in die 2. Liga nach Nürnberg. Nur ein Jahr später wollte er wieder in den Osten der Republik und entschied sich für Hansa Rostock. “Ich hatte das Glück und durfte noch etliche Jahre Bundesliga spielen und meinen Traum erfüllen. Es war meine schönste Zeit als Profi”, so Bräutigam, der nach sieben Jahren und mit ebenfalls fast 40 Jahren die Handschuhe an den berühmten Nagel hing und Torwarttrainer bei Hansa wurde, bis 2009 der Anruf aus Salzburg kam. Von seinem ersten persönlichen Gespräch mit dem österreichischen Unternehmer Dietrich Mateschitz schwärmt Bräutigam heute noch. Der Altenburger kehrte quasi wieder heim, war ein Mann der ersten Stunde und von dem Projekt RB angetan. Er berichtete von den Anfängen in der Oberliga in Markranstädt bis zum Bundesligaspitzenclub. Und dann gab es noch eine zweite Person in seiner Karriere, die seine Augen leuchten ließen. Beim Treffen der Weltmeister von 1990 war er zum 30-jährigen Jubiläum vor zwei Jahren mit in die Toscana eingeladen. Da der Bus vor dem Hotel schon weg war, bat Franz Beckenbauer ihn mit dem Auto mit zu nehmen. Bräutigam: “Welch eine Aura und Persönlichkeit, aber ganz natürlich. Mir zitterten die Hände am Lenkrad und ich wusste vor Schreck nicht, wie ich ihn ansprechen soll.” Der Oelsnitzer Joachim Weigelt wollte am Ende noch einiges über die Nachwuchsarbeit bei RB wissen. Mit einer anschließenden Diskussion mit viel Hintergrundwissen von einem ehemaligen Profi endete die Gesprächsrunde und fand durchweg ein positives Echo. (stwi)
Bild: Perry Bräutigam (Zweiter links unten) nach der Gesprächsrunde vor dem Vereinsheim. Foto: Karsten Repert